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Im Strom der Zeit

20.05.2022
100 Jahre Energie Villnöss:1921 gründeten hier drei Bauern und ein Handwerker die Elektrizitätsgesellschaft St. Magdalena, „um für ihre Mitglieder elektrische Energie für Beleuchtung und Kraftbetrieb zu erzeugen und zu verwerten, um damit die Volkswirtschaft zu heben und das materielle Wohl ihrer Mitglieder durch Anlagen von Sägen, Mühlen, Werkstätten für Holz und andere Industrien zu fördern.“ 100 Jahre später betreibt Energie Villnöß drei Wasserkraft-und zwei Fernheizwerke und führt die Leitungsnetze im Tal. Ihre Geschichte haben wir als Verband bei Vorträgen und Präsentationen in Italien und im europäischen Ausland häufig als Fallbeispiel für eine erfolgreiche dezentrale, bodenständige und bürgernahe Versorgung mit erneuerbarer Energie erwähnt und – lassen Sie mich das hier auch feststellen – die Zuhörerinnen und Zuhörer waren immer beeindruckt. 

Heute würden die Energiepioniere aus Villnöss möglicherweise eine Energiegemeinschaft oder einen Betrieb zur kollektiven Selbstversorgung gründen. In ihrer Richtlinie über die Förderung und Ausbau erneuerbarer Energie unterstreicht die EU – ich zitiere – „dass sich Endkunden und insbesondere Haushalte, unter Beibehaltung ihrer Rechte oder Pflichten als Endkunden, an einer Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft beteiligen dürfen“.

In Villnöss hat man das bereits vor einem Jahrhundert in Eigeninitiative getan – ohne EU, ohne Clean Energy Packages, ohne Klimapläne aus Bozen und Rom – und das zeigt, wie modern und wegweisend das Beispiel Villnöss heute immer noch ist. Ohne diesen Mut und ohne dieses Weltvertrauen – so schwer das heute fallen mag – ist eine Energiewende, die unsere Industriegesellschaft nachhaltig verändern wird, sicher nicht möglich. „Ökologische Selbstversorgung? Warum eigentlich nicht – wenn die Voraussetzungen dafür bestehen. Die Produktion und die Verteilung von Energie werden damit zu einem zentralenBestandteil lokal verwurzelter und regional eng vernetzter Wirtschaftskreisläufe. Auch das ist Autonomie – undUnabhängigkeit“ – diese Sätze hat der Südtiroler Energieverband 2012 – also genau vor zehn Jahren – in seinen energiepolitischen Thesen formuliert und daran hat sich bis heute nichts geändert.
 
 
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