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Das Zukunftsmodell

31.10.2017
Was früher als rückständig galt ist heute zukunftsweisend: Die Referenden im Veneto und in der Lombardei haben gezeigt, dass viele Menschen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, lieber vor Ort fällen und das trifft natürlich auch auf
die Energieversorgung zu. „Erlebt der ländliche Raum ein Comeback?“, titelte die Süddeutsche Zeitung am 23 Oktober  Warum nicht? Die Anzeichen eines solchen Comebacks kann man auch in Südtirol entdecken – etwa im großen Erfolg der Lebensmittelkette Pur Südtirol, die ausschließlich lokale Produkte vermarktet. In diesem Sinn ist die dezentrale
und bodenständige Südtiroler Energiewirtschaft ein Trendsetter und das seit mehr als 100 Jahren.

Schließlich setzen in unserem Land kleine und mittlere Energiebetriebe sowie Energiegenossenschaften dezentrale Versorgungsmodelle schon heute beispielhaft um. Dabei stand am Anfang eine Notlage: In den 20er Jahren schlossen sich Bauern, Handwerker, Kaufleute und Unternehmer zu den ersten Energie-Genossenschaften zusammen, um vernachlässigte Gebiete im ländlichen Raum mit autonom produziertem Strom zu versorgen.

Die Energiewirtschaft geht noch weiter: Laut einer 2016 erschienenen Studie des Forschungsinstituts CE Delft wird 2050 die Hälfte aller EU-Bürger als Prosumer 45 Prozent der in der EU nachgefragten elektrischen Energie selbst generieren. In 33 Jahren werden also 264 Millionen Europäer dieser neuen und als Marktteilnehmer aktiven Verbrauchergruppe
angehören. Die Studie wurde vom europäischen Genossenschaftsbund REScoop.eu, dem auch der SEV angehört, von den Umweltorganisationen Greenpeace und Friends of the Earth sowie von der European Renewable Energies Federation in
Auftrag gegeben. Übrigens: 2050 werden laut dieser Prognose, die Daten aus allen EU-Staaten ausgewertet hat, 37 Prozent aller „Prosumer“ Genossenschaften oder eigenständigen Bürgerorganisationen angehören.
 
Im Bereich Energie gibt es noch einen Vorteil: Wer bei lokalen Verteilerbetrieben einkauft, muss nicht mehr zahlen, als der Kunde eines Großkonzerns. Ganz im Gegenteil: Kunden von E-Werk-Genossenschaften profitieren sogar von günstigen Strompreisen, besonders Mitglieder von so genannten „historischen“ Genossenschaften, die von den meisten Systemkosten befreit sind. Ein Beispiel dafür ist die E-Werk-Genossenschaft in Prad. Haushaltskunden, die Mitglieder der Genossenschaft sind, zahlten dort 2016 13,65 Cent pro Kilowattstunde, Nichtmitglieder 20,24 Cent. Die Ersparnis lag
demnach bei 38,64 Prozent.
 
 
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