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Trend: Das Ende des Ölzeitalters

17.06.2023
Das Wachstum der weltweiten Erdölnachfrage wird sich in den kommenden Jahren  - aufgrund der hohen Preise, der von vielen Ländern beabsichtigten Stärkung der nationalen Versorgungssicherheit sowie des Booms klimafreundlicherer Energiequellen – verlangsamen. Das ist eine Kernaussage des im Juni publizierten Berichts „Oil 2023“ der internationalen Energieagentur IEA. 

Demnach wird die globale Ölnachfrage auf der Grundlage aktueller Markttrends zwischen 2022 und 2028 um weitere sechs Prozent auf 105,7 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) ansteigen. Ein Grund dafür ist die Nachfrage aus der Petrochemie und der Luftfahrt. Aber: Schon 2028 soll das jährliche Nachfragewachstum von 2,4 mb/d (2023) auf nur noch 0,4 mb/d sinken, womit ein Höhepunkt der weltweiten Nachfrage und wohl auch der Anfang vom Ende des Ölzeitalters in Sicht ist. "Die Umstellung auf eine klimafreundlichere Energiewirtschaft nimmt Fahrt auf und der Höhepunkt der weltweiten Ölnachfrage wird wohl vor dem Ende dieses Jahrzehnts erreicht", sagte dazu IEA-Direktor Fatih Birol.  Vor allem im Verkehr wird die Nachfrage nach dem Rohstoff Erdöl angesichts der E-Mobility, der Zunahme von Biokraftstoffen und der technisch erzielten Verringerung des Kraftstoffverbrauchs sinken. 

Nach der Covid-19-Pandemie und dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sind die globalen Ölmärkte immer noch dabei, sich langsam wieder zu erholen. Die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste weltweite Energiekrise hat zu einer noch nie dagewesenen Umstrukturierung der globalen Handelsströme geführt. Die Spannungen auf den globalen Ölmärkten könnten sich laut IEA in den kommenden Monaten allerdings wieder verstärken, da die Produktionskürzungen der OPEC+-Allianz das weltweite Ölangebot künstlich reduzieren.  China war die letzte große Volkswirtschaft, die Ende 2022 ihre Covid-19-Beschränkungen aufgehoben hat, was in der ersten Hälfte des Jahres 2023 zu einem Wiederanstieg der Ölnachfrage führte. Allerdings wird sich das Nachfragewachstum in China ab 2024 laut der IERA-Prognose abschwächen. Dennoch werden die wachsende petrochemische Nachfrage und der steigende Verbrauch in Entwicklungs- und Schwellenländern den Rückgang in den Industrieländern zumindest bis 2028  immer noch mehr als ausgleichen.

Die weltweiten vorgelagerten Investitionen in die Exploration, Förderung und Produktion von Öl und Gas werden in diesem Jahr  voraussichtlich den höchsten Stand seit 2015 erreichen und 2023 im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 528 Milliarden US-Dollar steigen. Ein solches Investitionsniveau reicht aus, um die Nachfrage bis 2028 zu decken. Der IEA-Bericht geht davon aus, dass die Erdölproduzenten in und außerhalb der OPEC+-Allianz ihre Pläne zum Kapazitätsausbau auch dann beibehalten, wenn sich das Nachfragewachstum verlangsamt. Eine – laut IEA- klimapolitisch bedenkliche Entwicklung.
 
 
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