Kernenergie: Nukleares Erbe
16.12.2023
Gehört die Kernkraft zu einer '"grünen" Energiewende? Im Mai 2023 stimmte das italienische Parlament einem Beschlussantrag zur Unterstützung der Kernkraft zu, um die Energieunabhängigkeit in Zukunft sicherzustellen. Der Hintergrund: Die Regierung will neue Small-Modular Reaktoren (SMR) bauen, obwohl das „nukleare Erbe“ des Landes – mehr als 30 Jahre nach dem Volksentscheid gegen die Atomenergie – noch nicht entsorgt ist. Im Dezember 2023 veröffentlichte das Umweltministerium eine Liste mit 51 potenziellen Standorten für ein nationales Lager für hochradioaktiven Abfall in den Regionen Basilicata, Apulien, Latium, Piemont, Sardinien und Sizilien. Der Hintergrund: Vier italienische Kernkraftwerke in Piacenza, Caserta, Latina und Vercelli, mehrere Produktionsstätten für nukleare Brennstäbe sowie Forschungseinrichtungen müssen bis zum Ende dieses Jahrzehnts abgerissen und deren Abfälle entsorgt werden. Ein Beispiel: Der Rückbau des 1964 eröffneten Kernkraftwerks in Latina begann 1999 und soll 2027 enden – 28 Jahre nach dem Beginn der Arbeiten(!).
Ist eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ohne die Atomenergie überhaupt möglich? Sicher ist: Die Kernkraft ist deutlich teurer als die Nutzung der erneuerbaren Energieträger Wasser, Wind oder Sonne. Dazu einige Fakten zu Druckwasserreaktoren der dritten Generation (EPR): Der dritte Block des finnischen Kernkraftwerks Olkiluoto 3 mit einer installieren Leistung von 1.600 Megawatt (MW) nahm im Frühjahr 2023 – 12 Jahre nach dem geplanten Eröffnungstermin- den Betrieb auf. Die Anlage kostete neun Milliarden Euro - und nicht 3,2 Milliarden wie ursprünglich geplant. Hinkley Point C (geplante Inbetriebnahme: 2028, 1.600 MW) ) in Großbritannien wird laut einer Schätzung aus dem Jahr 2022 zirka 40 Milliarden Euro kosten. Das ebenfalls im Bau sich befindende französische AKW Flamanville ist dagegen mit prognostizierten Baukosten in Höhe von 13 Milliarden Euro fast schon ein Schnäppchen. Der im Juli 2023 in den kommerziellen Betrieb genommene dritte Block des Kernkraftwerks Vogtle im US-Bundesstaat Georgia (1.100 MW) kostete nach 14 Jahren Bauzeit nicht – wie geplant – 14 Milliarden US-Dollar, sondern 35 Milliarden. Aufgrund explodierender Baukosten übertreffen die Stromgestehungskosten dieses Kraftwerks die Produktionskosten in Wind- oder Solarkraftwerken um das Vierfache. Für die installierte Leistung von nur einem Megawatt müssen in diesen vier modernen Anlagen also zwischen acht bis 16 Millionen Euro investiert werden.
Der Bau großer PV-Kraftwerke kostet 1.000 Euro pro kWp (also eine Million Euro pro Megawattp) während die Kosten für kleinere Anlagen – für Privathaushalte oder Mehrfamilienhäuser – bei 1.800-2.000 Euro pro kWp liegen. Diese Kostenschere ist nicht der einzige Aspekt in der Debatte über die Energieerzeugung der Zukunft. Wer kontrolliert die Erzeugung und Verteilung von elektrischer Energie? Während Reaktoren der neuesten Generation heute nur von wenigen Konzernen projektiert und gebaut werden können (wie von den Staatsunternehmen Electricité de France und Rosatom oder der Toshiba-Tochter Westinghouse), gibt es bei den PV-Modulen – trotz der marktbeherrschenden Position chinesischer Unternehmen – viele geographisch dezentral tätige Hersteller. Jeder kann, wenn die Voraussetzungen dafür bestehen, eine PV-Anlage auf dem Dach seines Hauses installieren und seine Stromkosten damit – eigenständig und selbstverantwortlich – spürbar senken. Das ist ein demokratischer Energiepluralismus, der offenbar nicht von allen energiepolitischen Akteuren goutiert wird.
Ist eine Abkehr von fossilen Brennstoffen ohne die Atomenergie überhaupt möglich? Sicher ist: Die Kernkraft ist deutlich teurer als die Nutzung der erneuerbaren Energieträger Wasser, Wind oder Sonne. Dazu einige Fakten zu Druckwasserreaktoren der dritten Generation (EPR): Der dritte Block des finnischen Kernkraftwerks Olkiluoto 3 mit einer installieren Leistung von 1.600 Megawatt (MW) nahm im Frühjahr 2023 – 12 Jahre nach dem geplanten Eröffnungstermin- den Betrieb auf. Die Anlage kostete neun Milliarden Euro - und nicht 3,2 Milliarden wie ursprünglich geplant. Hinkley Point C (geplante Inbetriebnahme: 2028, 1.600 MW) ) in Großbritannien wird laut einer Schätzung aus dem Jahr 2022 zirka 40 Milliarden Euro kosten. Das ebenfalls im Bau sich befindende französische AKW Flamanville ist dagegen mit prognostizierten Baukosten in Höhe von 13 Milliarden Euro fast schon ein Schnäppchen. Der im Juli 2023 in den kommerziellen Betrieb genommene dritte Block des Kernkraftwerks Vogtle im US-Bundesstaat Georgia (1.100 MW) kostete nach 14 Jahren Bauzeit nicht – wie geplant – 14 Milliarden US-Dollar, sondern 35 Milliarden. Aufgrund explodierender Baukosten übertreffen die Stromgestehungskosten dieses Kraftwerks die Produktionskosten in Wind- oder Solarkraftwerken um das Vierfache. Für die installierte Leistung von nur einem Megawatt müssen in diesen vier modernen Anlagen also zwischen acht bis 16 Millionen Euro investiert werden.
Der Bau großer PV-Kraftwerke kostet 1.000 Euro pro kWp (also eine Million Euro pro Megawattp) während die Kosten für kleinere Anlagen – für Privathaushalte oder Mehrfamilienhäuser – bei 1.800-2.000 Euro pro kWp liegen. Diese Kostenschere ist nicht der einzige Aspekt in der Debatte über die Energieerzeugung der Zukunft. Wer kontrolliert die Erzeugung und Verteilung von elektrischer Energie? Während Reaktoren der neuesten Generation heute nur von wenigen Konzernen projektiert und gebaut werden können (wie von den Staatsunternehmen Electricité de France und Rosatom oder der Toshiba-Tochter Westinghouse), gibt es bei den PV-Modulen – trotz der marktbeherrschenden Position chinesischer Unternehmen – viele geographisch dezentral tätige Hersteller. Jeder kann, wenn die Voraussetzungen dafür bestehen, eine PV-Anlage auf dem Dach seines Hauses installieren und seine Stromkosten damit – eigenständig und selbstverantwortlich – spürbar senken. Das ist ein demokratischer Energiepluralismus, der offenbar nicht von allen energiepolitischen Akteuren goutiert wird.