MENU
 

Green Deal und New Deal

16.12.2019
Stärkt der Green Deal der EU-Kommission eine dezentrale und nachhaltige Energieversorgung in Europa? Das ist möglich - wie die Energiegeschichte der USA zeigt.

Dezentral, bodenständig und bürgernah: Die Wirtschaftsreformen des unter US-Präsident Franklin Delano Roosevelt in den Jahren 1933 bis 1938 umgesetzten New Deal führten zur Gründung zahlreicher Energiegenossenschaften und prägen die Energielandschaft in den Vereinigten Staaten bis heute. Zur Erinnerung:  Noch 1934 waren weniger als elf Prozent aller US-amerikanischen Farmen mit Strom versorgt. In Frankreich waren im gleichen Zeitraum 90 Prozent aller Höfe elektrifiziert.

Im Rahmen des New Deal gründete die US-Bundesregierung 1935 die Bundesagentur Rural Electrification Administration (REA). Deren Auftrag war es, den ändlichen Raum mit Strom zu versorgen. Das heißt: Der Staat verzichtete auf die Bildung
eines zentral gesteuerten Stromkonzerns und setzte auf eine dezentrale Entwicklung. REA vergab gemäß dem Rural Electrification Act von 1936 günstige Kredite, die zur Bildung von zahlreichen Stadtwerken und Genossenschaften führten.

Die Folge: 1942 verfügten bereits 50 Prozent aller Farmen über einen eigenen Stromanschluss. Heute gehören dem US-Dachverband America’s Cooperative Electric Utilities 900 Genossenschaften an, die 42 Millionen Kunden mit Energie versorgen. Übrigens: Energiegenossenschaften besitzen und verwalten in den USA 55 Prozent des Leitungsnetzes. 12 Prozent aller Stromkunden werden dort von Genossenschaften versorgt.

Auch die Ziele des europäischen „Green Deal“ sind anspruchsvoll:  Die EU will bis 2050 klimaneutral werden. Das bedeutet, dass alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden, sei es in Wäldern oder unter der Erde. Die entsprechende
Gesetzgrundlage soll bis März 2020 vorliegen. Zudem soll EU ihre Klimagase bis 2030 um 50 bis 55 Prozent unter den Wert von 1990 bringen.

Dazu ist ein  weitrechender Umbau von Industrie, Energieversorgung, Verkehr und Landwirtschaft notwendig. Die EU-Kommission plant eine neue Industriestrategie, Importhürden für klimaschädlich produzierte Waren und eine Strategie für sauberen Verkehr. Dazu gehören auch neue Emissionsgrenzwerte für Autos und der Handel mit Verschmutzungsrechten auch im Schiffsverkehr. Für Fluggesellschaften sollen die Verschmutzungsrechte verteuert werden. Geplant sind auch neue Standards für saubere Luft und sauberes Wasser, eine auf Umwelt und Klima ausgerichtete Agrarreform und eine drastische Reduzierung von Pestiziden und Düngern. Zudem gibt es einen Plan zur Aufforstung und zum Erhalt von Wäldern.

Der „Umbau“ der Industriegesellschaft soll aus einem milliardenschweren Fonds finanziert werden. Insgesamt will Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen grüne Investitionen für eine Billion Euro anstoßen.
 
 
Zurück zur Liste