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Europa: Die Zeitenwende

12.02.2024
Der Energiesektor der EU befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess. Das zeigt die Studie “European Electricity Review 2024", den die renommierte britische Denkfabrik Ember im Februar vorgelegt hat. Demnach haben die erzwungenen Produktionsdrosselungen in europäischen Kohle- und Gaskraftwerken aufgrund der Energiekrise im Jahr 2022 ein Jahr später nicht zu einem statistisch messbaren Mehrverbrauch dieser beiden Brennstoffe geführt - ganz im Gegenteil. Die Kohle steht heute kurz vor dem Ausstieg und mit dem Wachstum der Wind- und Solarenergie sinkt der Verbrauch von fossilem Gas. 2023 reduzierte sich der Anteil der fossilen Brennstoffe bei der Stromerzeugung in der EU auf einen historischen Tiefststand. Im Gegenzug stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion EU-weit auf einen Rekordwert von 44 Prozent mit großen Zuwächsen bei der Wind- und Solarenergie, die 2023 einen Rekordanteil von 27 Prozent des gesamten EU-Stroms produzierten. Zum ersten Mal überhaupt übertraf der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung den Anteil des Brennstoffs Gas. Das Fazit von Ember: Der Anteil der “grünen” Erzeugung an der EU-Stromerzeugung ist heute mit mehr als zwei Dritteln doppelt so hoch wie der Anteil fossiler Energieträger.

Gleichzeitig sank 2023 EU-weit die Nachfrage nach elektrischer Energie unter das Niveau von 2021, als die Energiekrise – noch vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine – begann. Auch wenn der Stromverbrauch in Zukunft wieder ansteigen wird ist die EU laut der Ember-Analyse inzwischen „auf dem besten Weg, von einem auf fossilen Brennstoffen basierenden System zu einem System überzugehen, in dem Wind und Solarenergie das Rückgrat bilden“. Der Einbruch bei der Kohleverstromung hat 2023 übrigens nicht zu einem Anstieg beim Gas geführt. Die Gaserzeugung sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 452 Terawattstunden (TWh) – und das ist der größte jährliche Rückgang seit Jahrzehnten. 2023 betrug der Anteil von Gas an der Stromproduktion in der EU nur noch 17 Prozent. Noch ein aussagekräftige Zahl: 2023 produzierte die Windkraft in der Europäischen Union 475 TWh Strom, was dem gesamten jährlichen Strombedarf Frankreichs entspricht.

2023 deckten erneuerbare Energieträger in Italien nur 36,8 Prozent der Nachfrage nach elektrischer Energie ab. Das ist weniger
als 2014 (38,6 Prozent) – und weit entfernt von den Vorgaben des nationalen Energie- und Klimaplans (Piniec), laut dem Anteil der Erneuerbaren an der Stromnachfrage bis 2025 auf 48 Prozent und 2030 sogar auf 65 Prozent steigen soll. Der wichtigste „grüne“ Energieträger im Bereich Strom ist in Italien nach wie vor die Wasserkraft mit einem Anteil von 12 Prozent an der Gesamtnachfrage, gefolgt von der Fotovoltaik (zehn Prozent) und der Windenergie (7,6 Prozent).














 
 
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