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Daten & Energie: Die IEA-Prognose

23.02.2024
Mehr Daten bedeutet auch mehr Energie: Rechenzentren für das digitale Datenmanagement, Cloud-Anwendungen, Kryptowährungen oder künstliche Intelligenz (KI) verbrauchten schon 2022 weltweit 460 Terawattstunden (TWh) Strom oder zwei Prozent des gesamten globalen Bedarfs an elektrischer Energie. Für die rasant wachsende Menge an digitalen Daten braucht es schließlich immer größere und modernere Rechenzentren, um diese Datenmengen zu verarbeiten und zu speichern. Zwei Prozesse konsumieren in den Rechenzentren besonders viel Strom: die Datenverarbeitung (40 Prozent) und die Kühlung der Anlagen (40 Prozent). Die restlichen 20 Prozent entfallen auf andere IT-Geräte. In ihrem Bericht „Electricity 2024. Global trends Analysis and forecast to 2026” geht die Internationale Energieagentur (IEA) davon aus, dass der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren in zwei Jahren zwischen 620 und 1.050 Terawattstunden (TWh) liegen wird. Das führt schon 2026 – im Vergleich zu 2022 - zu einer zusätzlichen Stromnachfrage von mindestens 160 TWh bis höchstens 590 TWh. Diese Strommenge entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von Schweden (160 TWh) oder Deutschland (590 TWh).

Rechenzentren produzieren aber auch selbst Energie. Deshalb hat der britische Energieversorger Octopus Energy im Januar 200 Millionen Pfund in das Technologieunternehmen Deep Green investiert – und möchte damit in Großbritannien ein neues Geschäftsmodell unterstützen. Deep Green will energieintensive Einrichtungen wie Sport- und Freizeitanlagen oder Schulen kostenfrei mit Wärmeenergie versorgen, die in den eigenen Rechenzentren entsteht. Ein Pilotprojekt wurde bereits umgesetzt: So konnte ein öffentliches Schwimmbad in der Gemeinde Exmouth in der englischen Grafschaft Devon die hohen Heizkosten aufgrund der Kooperation mit Deep Green um über 60 Prozent reduzieren. Das Konzept ist einfach: Deep Green installierte in einem Keller unter dem Schwimmbecken ein kleines Rechenzentrum – die Wärme der Computer erwärmt dort das Wasser und die Wärmeabgabe an das Schwimmbad kühlt wiederum – ebenfalls kostenfrei – die Computer. Laut Recherchen der britischen Tageszeitung „The Guardian“ wurden in England seit 2010 fast 400 Schwimmbäder geschlossen, weil sich die Standortgemeinden die Energiekosten nicht mehr leisten konnten. Die Kunden von Deep Green nutzen die Mini-Rechenzentren für Anwendungen wie KI, maschinelles Lernen, Videorendering oder Cloud-Dienstleistungen.

Weltweit sind heute 8 000 Rechenzentren in Betrieb, von denen 33 Prozent in den USA, 16 Prozent in Europa und knapp zehn
Prozent in China stehen. Laut der IEA-Prognose wird der Stromverbrauch in den US-amerikanischen Rechenzentren von etwa 200 TWh im Jahr 2022 (zirka vier Prozent des gesamten US-Strombedarfs) auf fast 260 TWh im Jahr 2026 (sechs Prozent des gesamten Strombedarfs in den USA) ansteigen. Dieses Wachstum wird – unter anderem – durch die Einführung von 5G-Netzen und Cloud-basierten Dienstleistungen angetrieben. Das chinesische State Grid Energy Research Institute geht davon aus, dass sich die Stromnachfrage in den Rechenzentren in China bis 2030 im Vergleich zu 2020 auf 400 TWh verdoppeln wird. In der Europäischen Union wurde der Stromverbrauch von Rechenzentren 2022 auf knapp unter 100 TWh geschätzt (fast
vier Prozent des gesamten EU-Strombedarfs). 2022 existierten in Europa - vor allem in den Finanzzentren Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin - 1.240 Rechenzentren Laut IEA wird der Stromverbrauch dort bis 2026 fast 150 TWh erreichen.

Beispiel Irland: Laut dem IEA-Bericht wird bis 2026 fast ein Drittel (32 Prozent) des Strombedarfs auf der „grünen“ Insel“ (ohne das britische Nordirland) auf die dort tätigen Rechenzentren entfallen. Schon 2022 entfielen auf die Rechenzentren in der Republik Irland 17 Prozent des gesamten Stromverbrauchs des Landes (5,3 TWh). Die Anzahl der Rechenzentren in
Irland - derzeit sind es 82 –  wird in den kommenden Jahren voraussichtlich um 65 Prozent wachsen. 14 neue Rechenzentren
sind dort bereits im Bau, die Errichtung von weiteren 40 wurde bereits genehmigt. Der ökonomische Grund für diesen Boom: Die Republik Irland hat einen der niedrigsten Körperschaftssteuersätze in der Europäischen Union (12,5 Prozent). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Körperschaftssteuersatz der europäischen OECD-Länder liegt bei 21,5 Prozent.

Rechenzentren in nordischen Ländern - wie Schweden, Norwegen und Finnland – profitieren auch aufgrund des witterungsbedingten geringeren Kühlungsbedarfs von niedrigen Stromkosten. Der wichtigste Standort in den nordischen Ländern ist Schweden mit 60 Rechenzentren, von denen sich die Hälfte in der Hauptstadt Stockholm angesiedelt hat. Im August 2023 wurden Pläne für ein nuklear betriebenes Rechenzentrum mit kleinen modularen Reaktoren (SMR) an der Ostküste Schwedens angekündigt. In den Vereinigten Staaten sind Kalifornien, Texas und Virginia die wichtigsten Standorte für die digitate Datenverarbeitung, die dort zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden ist. Im Bundesstaat Virginia dienten 2021 schon 62 Prozent aller neuen Investitionen (mit 5.000 neuen Arbeitsplätzen) dem Bau neuer Rechenzentren. 




















 
 
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